Was ist Open Banking?

Open Banking bezeichnet ein Finanzsystem, bei dem Banken und andere Finanzinstitute ihre Kundendaten über standardisierte APIs (Application Programming Interfaces) sicher teilen. Dies geschieht auf Basis der Zustimmung des Kunden und ermöglicht es Drittanbietern, auf Bankdaten zuzugreifen und innovative Finanzdienstleistungen anzubieten. Diese Daten können Transaktionshistorien, Kontostände und andere relevante Informationen umfassen.

Die Einführung von Open Banking wurde maßgeblich durch regulatorische Initiativen wie die Zahlungsdiensterichtlinie 2 (PSD2) der Europäischen Union vorangetrieben. PSD2 verpflichtet Banken, Drittanbietern Zugang zu den Kontoinformationen ihrer Kunden zu gewähren, sofern diese ihre Zustimmung gegeben haben. Ziel ist es, den Wettbewerb zu fördern, Innovationen voranzutreiben und die Finanzdienstleistungen für Verbraucher transparenter und zugänglicher zu gestalten.

Daten-Nutzung zur Optimierung der Risk Scores im Banking

Die Nutzung von Open Banking Daten zur Optimierung der Risk Scores stellt eine bedeutende Innovation im Bankensektor dar. Durch den sogenannten „Kontoblick“, also den detaillierten Einblick in die Kontodaten eines Kunden, können Banken und Kreditinstitute die Bonität und das Risikoprofil von Kunden präziser und ganzheitlicher bewerten.

Standardscores und marktübliche Vorgehen

Im Bankwesen gibt es etablierte Standards und Verfahren zur Berechnung von Risk Scores. Diese Scores sind entscheidend für die Bewertung der Kreditwürdigkeit und das Management von Kreditrisiken. Zu den bekanntesten zählen:

1. FICO Score: Ein weit verbreiteter Kredit-Score, der die Kreditwürdigkeit von Einzelpersonen bewertet. Er berücksichtigt Faktoren wie Zahlungshistorie, Verschuldungsgrad, Länge der Kreditgeschichte, neue Kreditanfragen und Kreditarten. Der Score reicht von 300 bis 850, wobei höhere Werte eine bessere Kreditwürdigkeit signalisieren.
2. Schufa-Score: In Deutschland ist der Schufa-Score einer der wichtigsten Indikatoren für die Kreditwürdigkeit. Er wird von der Schufa (Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung) erstellt und basiert auf der Kredit- und Zahlungshistorie der Person. Der Score reicht von 0 bis 100, wobei ein höherer Wert eine geringere Ausfallwahrscheinlichkeit bedeutet.
3. VantageScore: Ein alternativer Kredit-Score, der von den drei großen US-Kreditbüros entwickelt wurde. Ähnlich wie der FICO-Score berücksichtigt er Zahlungshistorie, Kreditausnutzung, Kreditart und -länge sowie neue Kreditanfragen. Der Score reicht ebenfalls von 300 bis 850.

Nutzung von Open Banking Daten zur Verbesserung der Risk Scores

Die Integration von Open Banking Daten ermöglicht es, traditionelle Kredit-Scores durch zusätzliche, detaillierte Informationen zu ergänzen und somit die Risikobewertung zu verfeinern. Hier sind einige spezifische Ansätze:

1. Erweiterte Einkommensanalyse: Durch den Kontoblick können Banken regelmäßige Einkommensströme und deren Stabilität besser nachvollziehen. Dies umfasst nicht nur Gehaltseingänge, sondern auch andere Einkommensquellen wie Mieteinnahmen, Freelancer-Honorare oder Sozialleistungen. Ein stabiler und diversifizierter Einkommensstrom kann das Risiko eines Kreditausfalls erheblich reduzieren.
2. Detaillierte Ausgabenmuster: Die Analyse von Ausgaben gibt Aufschluss über die finanzielle Disziplin und das Konsumverhalten eines Kunden. Kontodaten zeigen regelmäßige Verpflichtungen wie Miete, Nebenkosten und Versicherungen sowie diskretionäre Ausgaben. Banken können so ein genaueres Bild der finanziellen Belastbarkeit eines Kunden zeichnen.
3. Zahlungshistorie und Verbindlichkeiten: Durch den Zugriff auf Kontodaten können Banken die Historie von Zahlungen und bestehenden Verbindlichkeiten einsehen. Ein regelmäßiges und pünktliches Zahlungsverhalten verbessert den Risk Score, während verspätete Zahlungen oder häufige Überziehungen als Risikofaktoren identifiziert werden können.
4. Cashflow-Analyse: Insbesondere bei Selbstständigen und Freiberuflern ist die Analyse des Cashflows entscheidend. Open Banking Daten ermöglichen es, saisonale Schwankungen im Einkommen zu berücksichtigen und die finanzielle Stabilität über einen längeren Zeitraum zu bewerten.

Beispiele für die Optimierung der Risk Scores

1. Kreditvergabe an Freiberufler: Traditionelle Bonitätsprüfungen basieren oft auf festen Gehaltseingängen und festen Anstellungen, was Freiberufler benachteiligen kann. Mit dem Kontoblick können Banken die tatsächlichen Einkommensströme und finanziellen Verpflichtungen von Freiberuflern analysieren und eine fundiertere Entscheidung über deren Kreditwürdigkeit treffen.
2. Personalisierte Kreditangebote: Basierend auf den detaillierten Kontodaten können Banken maßgeschneiderte Kreditangebote erstellen, die den individuellen finanziellen Bedürfnissen und dem Risikoprofil des Kunden entsprechen. Beispielsweise könnte ein Kunde mit einem stabilen Einkommensfluss, aber hohen monatlichen Ausgaben ein Kreditangebot mit längerer Laufzeit und geringeren Raten erhalten.
3. Frühwarnsysteme für finanzielle Schwierigkeiten: Durch die kontinuierliche Überwachung der Kontodaten können Banken frühzeitig Anzeichen für finanzielle Schwierigkeiten erkennen und proaktiv Maßnahmen ergreifen, um Kreditrisiken zu minimieren. Beispielsweise könnte eine Bank bei ungewöhnlichen Abbuchungen oder einem plötzlichen Einkommensrückgang den Kunden kontaktieren, um präventive Lösungen anzubieten.

Fazit

Der Einsatz von Open Banking und dem damit verbundenen Kontoblick zur Optimierung der Risk Scores im Banking bietet zahlreiche Vorteile. Banken erhalten einen umfassenderen und realistischeren Einblick in die finanzielle Situation ihrer Kunden, was zu präziseren Kreditentscheidungen und einer verbesserten Risikobewertung führt. Kunden profitieren von individuell zugeschnittenen Finanzprodukten und einer faireren Bewertung ihrer Kreditwürdigkeit. Insgesamt stellt dies einen bedeutenden Fortschritt im Bankwesen dar, der sowohl für Banken als auch für Kunden erhebliche Vorteile mit sich bringt.

Acceleraid@OpenBanking

Als Experten mit über 10 Jahren in der Finanzbranche haben wir bereits mit verschiedenen Finanzinstituten, Issuern und Finance-Unternehmen die unterschiedlichsten Projektumsetzungen durchgeführt.

Kontaktieren Sie uns, wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, wie Open Banking für Ihr Unternehmen einsetzbar ist und mit welchen Daten man welche Ziele und Bewertungen erreichen kann!

Weiterführender Link:
FaFin Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht – Open Banking & Open Finance: https://www.bafin.de/DE/Aufsicht/FinTech/Geschaeftsmodelle/OpenBanking_OpenFinance/OpenBanking_OpenFinance_node.html